Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium

Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium

In dem heutigen Blogartikel beschäftigen wir uns mit Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium.

 

Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium, was ist das?

Gemäß Wikipedia werden Dinoflagellaten auch als Panzergeißler genannt.

Bis dato sind ca. 1.000 verschiedene Arten bekannt, die in 120 Gattungen unterschieden werden.

Der größte Teil der Dinoflagellaten lebt im Meerwasser und stellt dort einen großen Teil des Phytoplanktons dar.

Die Algenart mit der wir uns in diesem Blogartikel beschäftigen hat zwei Geißeln, an der sie sich unter dem Mikroskop sehr gut identifizieren lässt.

Die Meerwasseraquarium auftretenden Dinoflagellaten sind meisten rötlich bzw. braun gefärbt.

 

Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium

 

Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium und ihre Nebenwirkung

Einige Dinoflagellaten-Arten sind in der Lage äußerst starke Gifte zu produzieren.

Dies ist häufig daran zu erkennen, dass bei einem Dinolflagellatenbefall Tiere wie z.B. Seeigel oder Doktorfische sterben, die zuvor den Belag vom Riffaufbau gefressen haben.

Auch kommt es bei Grundel häufig zu Todesfällen die den befallenen Korallensand aufnehmen und „durchkauen“.

 

Meerwasseraquarium und Strom

Dinoflagellaten stellen für Seeigel eine ernsthaft Gefahr dar

 

Wie gelangen Dinoflagellaten in das Meerwasseraquarium

In den häufigsten Fällen werden sie mit lebenden Steinen oder auf Substratsteinen von Korallen in das Aquarium eingeschleppt.

Im Anschluss daran findet eine Infektion des Aquariumsystems statt und eine rasche Ausbreitung / Vermehrung der Dinoflagellaten beginnt.

Für eine Infektion mit Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium spielt es keine Rolle, ob dort optimale oder schlechte Wasserwerte vorherrschen, da Dinoflagellaten extrem anpassungsfähig sind.

 

 

Infektionsverlauf von Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium

Die ersten Befälle finden meistens auf dem Korallensand statt.

In kürzester Zeit breitet sich die Infektion auf die restliche Dekoration aus und beginnt auch Korallen zu überwachsen.

Die Vermehrung von Dinoflagellaten findet nicht nur auf der Dekoration, sondern auch im freien Wasser statt.

 

Diesen Aspekt können wir uns in der Bekämpfung, zu der wir später noch kommen zu nutze machen.

Befälle mit Dinoflagellaten zählen zu den am lästigsten und schwierigsten zu lösenden Problemen in der Meerwasseraquaristik.

Das ist auch der Grund warum häufig die betroffenen Meerwasseraquarianer auf eine harte Geduldsprobe gestellt werden und einige nach zahlreichen, monatelangen und erfolglosen Bekämpfungsversuchen ihr Meerwasseraquarium entnervt aufgeben.

 

 

Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium vermeiden

Wie können Sie nun vermeiden, dass Dinoflagellaten in das Meerwasseraquarium eingeschleppt werden?

Idealerweise sollten Sie jeden Substratstein von neu erworbenen Korallen auf die beschriebenen Beläge untersuchen.

Wenn hierbei verdächtige Beläge ausfindig gemacht werden, müssen diese unbedingt bevor die Koralle / das Lebendgestein in das Meerwasseraquarium gesetzt wird, rückstandlos entfernt werden.

Idealerweise sollte, sofern möglich, die Koralle komplett vom Substratgestein gelöst und auf einen neuen Substratstein befestigt werden.

Wenn das nicht möglich ist und der Substratstein gereinigt wird, bleibt ein großes Risiko, dass leichte Rückstände in das Meerwasseraquarium eingeschleppt und somit eine schwerwiegende Infektion ausgelöst werden kann.

Im Zweifel sollten Sie lieber auf die neue Koralle verzichten um das bestehende, gesunde System vor einer Dinoflagellaten-Infektion zu schützen.

 

 

Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium bekämpfen

Schauen wir uns im nächsten Schritt an Sie tun können, wenn bereits eine Dinoflagellateninfektion im Meerwasseraquarium vorhanden ist.

Der erste Schritt besteht darin, die Zugabe von Spurenelementen-Lösungen eingestellt wird, da Spurenelemente ins besonders das enthaltene Eisen die Vermehrung der Dinoflagellaten sehr stark fördert.

Um den Eiseneintrag von außen in das Aquarienwasser zu vermeiden ist es sinnvoll, dass Sie ihren Aquarienunterbau bzw. Oberbau, wenn er aus Metall besteht auf Korrosionsschäden untersuchen.

In solchen Fällen kommt es immer wieder vor,  dass die Korrosion in das Aquarienwasser tropft.

Eine weitere Gefahrenquelle stellen auch rostige Rohrschellen im Bereich des Filterbeckens dar. Diese müssen dann ausgetauscht werden.

 

Dinoflagellaten

Korrosionsschäden an Metalloberbau

 

Ein weiterer Eintrag von Spurenelementen erfolgt über die Zugabe von frischem Meerwasser.

Deshalb dürfen während einer Dinoflagellaten-Infektion keine Wasserwechsel durchgeführt werden.

Bei der Bekämpfung von Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium ist es sehr wichtig, dass diese regelmäßig abgesaugt werden.

Damit hierfür kein frisches Meerwasser erforderlich ist, muss das abgesaugte Meerwasser über Mikrorvliese gefiltert werden.

Dabei werden die Dinolflagellaten in dem Mirkovlies zurückgehalten und gefilterte Aquarienwasser kann im Anschluss  dem Aquarium wieder zugeführt werden.

 

Ein wichtiger Punkt bei der Bekämpfung von Dinoflagelatten ist die Filterung über Aktivkohle.

Das hat zwei entscheidende Gründe.

Einerseits entzieht die Aktivkohle dem Aquarienwasser die typische (gold)braune Färbung und reduziert dadurch die Vermehrungsquote der Dinoflagellaten zu einem und zum anderen entzieht die Aktivkohle die anfangs erwähnten Giftstoffe der Dinoflagellaten aus dem Aquarienwasser.

Hinzu kommt, dass sich die Verwendung von Aktivkohle auch sehr positiv auf die nächste Bekämpfungsmethode auswirkt.

Hierbei handelt es sich um den Einsatz von UV-C Entkeimern.

 

Meerwasseraquarium und Fischkrankheiten

Aktivkohle unterstützt die Bekämpfung von Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium

 

 

Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium und UV-C

UV-C-Entkeimer nutzen die zerstörende Wirkung von UV-Strahlung bei 253,7 nm auf Bakterien, Viren, Sporen, Keime und Parasiten.

Auf nützliche Nitrifikations-Bakterien im Meerwasser-Aquarium hat dies keinen negativen Einfluss, da sich diese hauptsächlich auf der Dekoration, im Bodengrund bzw. auf dem Filtermaterial ansiedeln.

Bei Mikroorganismen verändert die UV-Strahlung die DNA, sodass sie sich nicht mehr vermehren können.

Diesen Effekt kann man sich bei der Bekämpfung von Dinoflagellaten zunutze machen.

 

Damit die maximale Strahlungsleistung erreicht wird, muss die vom Hersteller angegebene durchströmende Wassermenge pro Stunde (Verweildauer) durch den UV-C-Entkeimer unbedingt eingehalten werden.

Dies ist neben der Strahlungsstärke der wichtigste zu beachtende Punkt.

Wird das Wasser zu schnell durch den UV-C-Entkeimer geleitet, ist die Bestrahlungszeit (Verweildauer) kürzer, was zu einem deutlich schlechteren Bestrahlungsergebnis führt.

Deswegen sollten Sie den UV-C-Entkeimer mit einer separaten Pumpe betreiben, die exakt auf die empfohlene Durchflussmenge abgestimmt ist – und ihn nicht im Bypass schalten.

 

Außerdem wichtig für die Verweildauer des Wassers: das Behältervolumen des UV-C-Entkeimers. Je größer der Behälter ist, umso länger bleibt das Wasser darin.

 

Für die desinfizierende Wirkung ist außer der Strahlungsleistung und der Bestrahlungszeit (Verweildauer) die Beschaffenheit des Wassers wichtig.

So reduziert zum Beispiel stark verschmutztes Wasser oder ein hoher Anteil an Gelbstoffen die Strahlungsstärke deutlich, da die UV-Strahlung teilweise durch diese Partikel absorbiert wird.

Umfangreiche Informationen über UV-C Entkeimer finden in einem speziellen Blogartikel

 

UV-C Entkeimer für Meewrasseraquarium

UV-C Entkeimer

 

Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium, pH erhöhen

Eine zusätzliche und effektive Bekämpfungsmethode bei einer Infektion mit Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium ist die Erhöhung des pH-Wertes.

Sie können diesen einfach mit Kalkwasser anheben.

Wichtig hierbei ist, dass der pH-Wert langsam und nicht zu schnell angehoben wird.

Die Empfehlung lautet: den pH-Wert pro Tag um 0,1 anzuheben.

Als Obergrenze für den pH-Wert hat sich in der täglichen Praxis ein Wert von 8,5 als sehr effektiv erwiesen.

Wichtig ist, wenn der pH-Wert mit Kalkwasser erhöht wird, dass der pH-Wert regelmäßig gemessen und bei einer zu starken Erhöhung rechtzeitig entgegengewirkt wird.

 

Bei Meerwasseraquarien bei denen ein Kalkreaktor im Einsatz ist, besteht eine weitere wichtige Methode um den pH-Wert zu erhöhen darin, das Auslaufwasser aus dem Kalkreaktor nochmals über Korallenbruch laufen zu lassen um eventuell noch vorhandenes freies Co² zu neutralisieren.

 

Schauen wir uns nun kurz an, wie Kalkwasser angesetzt werden kann.

Zur Herstellung von Kalkwasser benötigen Sie Calciumhydroxid (Ca(OH)2) und ein verschließbares Gefäß zum Anmischen der Lösung.

Zum Ansetzen haben sich 1,5-Liter- bzw. 2-Liter-PET-Flaschen sehr gut bewährt. Für größere Mengen eignen sich 5-Liter-Kanister.

Im ersten Schritt befüllen sie das Gefäß mit Leitungswasser und geben dann 1,5 g Calciumhydroxid pro Liter Leitungswasser zu.

Eine höhere Dosierung muss du vermieden werden, da sich in 1 Liter Wasser nur etwa 1,5 Gramm Calciumhydroxid lösen.

 

(Achtung: Calciumhydroxid ist stark ätzend, immer Verarbeitungshinweise auf der Herstellerverpackung beachten!)

Im Anschluss daran verschließen Sie den Behälter und schütteln diesen fest.

 

KH erhöhen

 

Nach einiger Zeit setzt sich am Boden des Behälters das nicht gelöste Calciumhydroxid ab und darüber entsteht eine klare Lösung.

Wichtig ist, dass nicht der Bodensatz der Mischung in den Aquariumkreislauf gelangt.

Nun kann das Kalkwasser tropfenweise in das Filterbeckennicht direkt ins Aquarium zugegeben werden!

Wegen des hohen pH-Wertes (ca. 12,5) erleiden Korallen und Fische bei einem direkten Kontakt starke Verätzungen.

 

Auch sollte die Lösung nicht im Ansaugbereich von Pumpen ins Wasser geben werden, da diese dadurch sehr schnell verkalken.

Wählen Sie idealerweise einen Behälter aus, der mit einem Schraubverschluss zu verschließen ist und verwenden einen fein einstellbaren Hahn zum Dosieren.

Das Kalkwasser ist nur haltbar, wenn der Behälter luftdicht verschlossen ist.

Verbindet sich das CO2 aus der Umgebungsluft mit dem Kalkwasser, fällt dieses als unlöslicher Kalk aus und ist nicht mehr für den angedachten Zweck brauchbar.

 

 

Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium mit chemischen Mitteln bekämpfen

Eine weitere Möglichkeit der Bekämpfung von Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium ist der Einsatz von chemischen Mitteln, sprich Algenbekämpfungsmitteln.

Ich selbst würde den Einsatz solcher Mittel als letzte Option wählen, wenn ich alle anderen Möglichkeiten wirklich erfolglos ausgeschöpft habe.

Algenvernichtungsmittel greifen neben den Dinoflagellaten auch alle anderen Algenarten, teilweise auch die Zooxanthellen also die im Korallengewebe eingelagerten Symbiosealgen an und töten diese ab.

Bei empfindlicheren Korallen kann dies bis hin zu irreparablen Schäden führen.

 

Falls Sie ein Algenrefugium das mit Caulerpas besetzt ist nutzen, sollten Sie sich darüber bewusst sein, dass durch die Behandlung auch die im Algenrefugium befindlichen Algen absterben.

Wir haben mehrfach selbst solche Algenbekämpfungsmittel mit den unterschiedlichsten Erfolgen benutzt.

So kam es in einigen Fällen sogar zu einer Verbesserung der Gesamtsituation, in manchen Fällen zeigte sich jedoch keinerlei Wirkung.

 

Ein weiterer Grund auf Algenvernichtungsmittel zu verzichten, ist die hohe Unverträglichkeit für Seeigel und Seesterne.

Ich selbst bin kein großer Fan von solchen Algenvernichtungsmittel, da es meines Erachtens häufig nicht das Problem im Kern löst.

 

Falls sie sich für den Einsatz eines Algenvernichtungsmittels entscheiden, darf während der Zugabe nicht über Aktivkohle gefiltert werden, da dieses sonst dem Aquarienwasser wieder durch die Aktivkohle entzogen wird.

Erst nach einer erfolgreich abgeschlossenen Behandlung muss das Algenvernichtungsmittel mit Aktivkohle aus dem Aquarienwasser entfernt werden.

 

pH-Wert im Meerwasseraquarium Muenchen

 

 

Zusammenfassung Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium:

Zum Schluss nochmals die Möglichkeiten mit denen Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium vermieden bzw. bekämpft werden können:

  • Überprüfen Sie, ob sich auf gekauften Lebendgestein oder auf dem Substratgestein von neuerworbenen Korallen Dinoflagellaten befinden, wenn ja müssen diese rückstandlos entfernt und im Zweifel nicht in das Aquarium eingebracht werden.
  • Zufuhr von Spurenelementen einstellen und keine Wasserwechsel durchführen
  • Dinoflagellaten regelmäßig absaugen und das abgesaugte Wasser über ein Mikrovliese filtern. Das gefilterte Wasser wird im Anschluß wieder in das Aquarium wieder eingebracht
  • Einsatz von UV-C Entkeimer
  • langsame Erhöhung des pH-Wert
  • Einsatz von Algenvernichtungsmittel nur dann, wenn du alle anderen Möglichkeiten erfolglos ausgeschöpft wurden

 

 

 

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Wenn Sie Fragen zu anderen Themen rund um das Meerwasser-Aquarium haben, schreiben Sie mir einfach an info@aquariumwest.de und ich versuche, in den kommenden Beiträgen darauf einzugehen.

 

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PS:

Gerne stehen wir Ihnen als kompetenter Partner für individuellen, professionellen Aquariumbau, Tierbesatz und Aquariumwartung zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns für einen persönlichen Beratungstermin gerne telefonisch unter 089/88 96 90 67 00 oder senden Sie uns eine E-Mail an info@aquariumwest.de.

Wir freuen uns auf Sie!

Ihr
Markus Mahl
Geschäftsfüher
Aquarium West GmbH
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