Giftige Tiere im Meerwasseraquarium

Giftige Tiere im Meerwasseraquarium

Giftige Tiere im Meerwasseraquarium – Lebensgefahr ?

Sie sind oft besonders hübsch oder ausgesprochen reizvoll:

Giftige Tiere im Meerwasseraquarium finden immer wieder Fans unter den Meerwasser-Aquarianern.

Wenn man jedoch einen Blick auf die Risiken wirft, die sie mit sich bringen, kann man sich durchaus fragen: Giftige Tiere im Meerwasseraquarium: Muss das sein?

Das Meer hat viele Bewohner, die mit sehr starken, teilweise tödlichen Giften ausgestattet sind.

So haben z. B. Korallen und Anemonen ein mehr oder weniger starkes Nesselgift. Das schützt sie vor Fressfeinden oder Überwucherung durch andere Korallenarten und verschafft ihnen Platz,

sich auszubreiten.

So können einige großpolypige Steinkorallen benachbarte Korallen mit ihren Kampftentakeln so stark vernesseln, dass diese absterben.

Galaxea fascicularis kann benachbarte Korallen bis zu einer Entfernung von 20 cm vernesseln.

 

giftige Tiere im Meerwasseraquarium

Galaxea fasciatus

 

 

Die Waffe der Krustenanemonen – eines der stärksten Gifte

Eine sehr für ihr starkes Gift bekannte Korallenart sind die Krustenanemonen der Arten Protopalythoa.

Hier ist die Grüne Krustenanemone eine der bekanntesten Arten. Sie neigt dazu sich, sich im Meerwasser-Aquarium unkontrolliert auszubreiten.

Diese Krustenanemonenart ist extrem giftig. Sie enthält Palytoxin, das zu den stärksten Giften weltweit zählt.

Deshalb dürfen Sie Krustenanemonen weder im noch außerhalb des Wassers abzupfen oder anderweitig mechanisch bearbeiten.

 

Jeder Hautkontakt kann eine Vergiftung auslösen. Bearbeitet man die Krustenanemonen außerhalb des Aquarium mechanisch, spritzt häufig ihr Gift, das Sie im Mund oder in die Augen treffen kann.

Ich habe das selbst erfahren, als ich bei einer Aquariumwartung mit dem Unterarm versehentlich durch eine Krustenanemonenkolonie gestreift bin.

Rund 12 Sunden später wurde mir extrem schwindelig und ich bekam Schweißausbrüche. Dieser Zustand legte sich zwar nach zwei Stunden wieder von alleine,

aber ich hatte tagelang einen sehr unangenehmen Juckreiz.

 

Mein Fall war nur eine leichte Vergiftungserscheinung. Ich kenne den Fall eines Meerwasser-Aquarianers, der einen mit Krustenanemonen besiedelten Stein aus dem Aquarium genommen hat,

um ihn im Badezimmer mit der Zahnbürste von Algen zu befreien. Dieser Versuch endete darin, dass der Mann nach kurzer Zeit bewusstlos zusammengebrochen ist, sich die Nase an der Badewanne gebrochen hat

und ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

 

Eine Palytoxinvergiftung erkennen Sie u.a. an Beschwerden wie Schwitzen, Fieber, Gliederschmerzen, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen.

Bei Verdacht auf eine Palytoxinvergiftung sollten Sie unbedingt einen Arzt oder das Krankenhaus aufsuchen.

Um Vergiftungen zu vermeiden, waschen Sie Ihre Hände nach den Pflegearbeiten mit fließendem Wasser und fassen Sie sich nicht in die Augen oder an den Mund.

 

Meerwasseraquarium und giftige Tiere

grüne Krustenanemone

 

 

Tod durch Ersticken: Seegurke und Kugelfisch

Die Seegurke oder der Seeapfel enthält ebenfalls ein sehr starkes Gift, das sie unter Stress oder im Todeskampf an das Wasser abgibt.

Stress entsteht dann, wenn die Seegurke attackiert wird oder sich z. B. an einem Heizstab verbrennt.

Das abgegebene Gift führt zum Erstickungstod der Fische.

Entsprechend enden solche Zwischenfälle meistens für den gesamten Fischbestand tödlich.

Von Seegurken ist also abzuraten, auch wenn die Tiere noch so attraktiv sind – das Risko ist zu groß.

Auch Kugelfische wie z.B. Canthigaster axiologus sind für den restlichen Bestand gefährlich.

Ebenso wie bei der Seegurke geben sie bei Stress oder im Todeskampf ihr tödlichen Gift ab und sollten deswegen nicht im Aquarium gehalten werden.

 

 

Giftige Tiere im Meerwasseraquarium: Kaninchenfische – Gefahr bei Allergie

Kaninchenfische bzw. Fuchsgesichter sind sehr gute Algenfresser und werden deshalb häufig im Meerwasser-Aquarium gehalten.

Beim Umgang mit Kanichenfischen sollten Sie jedoch vorsichtig sein, da sich in den Strahlen der Rückenflosse ein Gift befindet.

Vorsicht ist besonders bei der Eingewöhung geboten oder wenn sich ein Kaninchenfisch im Kescher verfangen hat.

Bei Kontakt mit dem Gift ist laut Schilderungen von Betroffenen der Schmerz ähnlich wie bei einem Bienenstich und führt auch zu einer Schwellung.

Gefährlich wird es dann, wenn man allergisch auf das Gift reagiert.

 

Meerwasseraquarium und giftige Fische

Kaninchenfisch

 

 

Achtung, Herzstillstand: Vorsicht bei diesen Fischen

Noch gefährlicher wird es, wenn Sie z. B. Rotfeuerfische, Steinfische oder andere giftige Skorpionfische im Meerwasser-Aquarium halten.

Diese Arten haben das Gift in der Regel in den Strahlen der Rückenflossen.

Besonders problematisch wird es bei Rotfeuerfischen, die gut eingewöhnt sind und ihren Fluchtreflex verloren haben.

Häufig halten sich Rotfeuerfische dadurch im Bereich der putzenden Hand auf, wenn das Aquarium gereinigt wird.

Hierbei ist allergrößte Vorsicht geboten! Nach Berichten von Betroffenen ist eine Stichverletzung von Rotfeuerfischen extrem schmerzhaft.

Die Vergiftung kann sich durch Schwitzen, Fieber, Übelkeit, einen Kreislaufkollaps und sogar Herzstillstand äußern.

Bei Unfällen mit Rotfeuerfischen müssen Sie umgehend zum Arzt bzw. ins Krankenhaus, denn je nach körperlicher Verfassung kann es zu einem lebensbedrohlichen Zustand kommen.

Idealerweise wird der Rotfeuerfisch für die Arbeiten im Aquarium separiert, sodass eine zufällige Berührung ausgeschlossen ist.

Grundsätzlich sollten Sie gut überlegen, ob Sie wirklich Rotfeuerfische halten wollen – wegen der von ihnen ausgehenden Gefahr und auch allein wegen ihrer Größe.

Stichverletzungen durch Steinfische sind lebensgefährlich und können zum Tod führen. Trotzdem tauchen diese Tiere immer wieder auf Importlisten auf.

Hier stellt sich mir wirklich die Frage, wie sinnvoll es ist, ein giftige Tiere im Meerwasseraquarium zu halten.

 

Nur für den Zoo: Blaupunktrochen

Ein weiterer giftiger Fisch ist der Blaupunktrochen.

Er gehört zu den Stachelrochen, bei denen sich die Giftstacheln im Schwanz befinden. Geht man nicht ausgesprochen vorsichtig mit ihnen um,

kann es zu sehr schwerwiegenden bis tödlichen Unfällen kommen.

Auch hier muss bei einer Stichverletzung umgehend ein Arzt bzw. ein Krankenhaus aufgesucht werden.

 

Blaupunktrochen sind groß, sehr anspruchsvoll in der Haltung und sehr giftigein klares Nein also zu der Frage, ob sie in ein Heimaquarium gehören.

 

Das gilt auch für die Blauringkrake: Dies ist eine sehr exotische Art, die nichtsdestotrotz auf dem Markt verfügbar ist.

Ich selbst habe sie ein einziges Mal im Großhandel gesehen. Die Blauringkrake ist extrem giftig – schon ein Biss kann tödlich enden.

Außerdem muss wie bei jedem Krakenbecken das Aquarium extrem gesichert werden, da Kraken jede noch so kleine Öffnung im Deckel für einen Ausbruch nutzen.

Vergiftungen zeigen sich in Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen und Übelkeit. In der freien Natur kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen.

 

 

Fazit: Müssen es giftige Tiere im Meerwasseraquarium sein?

In Anbetracht der Riskien sollte sich jeder Meerwasser-Aquarianer gut überlegen, ob er wirklich giftige Tiere im Meerwasseraquarium halten will.

Besonders wenn das Aquarium offen ist und Kinder im Haushalt wohnen, muss es z. B. bei der Haltung von Rotfeuerfischen so gesichert sein, dass Unfälle ausgeschlossen sind – denn bei diesen Tieren ragt häufig die Rückenflosse aus dem Wasser, wenn sie sich nah an der Wasseroberfläche aufhalten.

Bei Giftunfällen sollten Sie sofort den Giftnotruf anrufen, um die weitere Vorgehensweise zu klären. Bewahren Sie also die Telefonnummer gut sichtbar im Bereich des Aquariums auf.

 

Die Haltung von Gifttieren ist je nach Bundesland unterschiedlich geregelt, teilweise sind bestimmte Tiere verboten bzw. meldepflichtig.

 

Zahlreiche ungiftige und wunderschöne Aquariumbewohner finden sie übrigens in meinem neuen Buch „Meerwasser-Aquarium. Aquarium bauen und pflegen wie die Profis“. Zu jedem Tier finden Sie dort einen Steckbrief mit Infos zu Haltungsbedingungen, Pflegeaufwand und Eigenheiten.

Außerdem liefert Ihnen das Buch alle wichtigen Informationen, die Sie bei der Planung, dem Bau und der Pflege von Meerwasser-Aquarien brauchen, wie z. B.: Was muss ich bei Planung und Montage von Meerwasser-Aquarien beachten? Welche Beleuchtungssysteme gibt es? Wie funktioniert ein Eiweißabschäumer? usw.

Wenn Sie Fragen zu anderen Themen rund um das Meerwasser-Aquarium haben, schreiben Sie mir einfach an info@aquariumwest.de und ich versuche, in den kommenden Beiträgen darauf einzugehen.

 

Diesen BLOG Artikel gibt es auch zum hören als Podcast.

Keine Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

[insert page='blog-podcast-footer' display='content']