
Doktorfische vergesellschaften im Meerwasseraquarium
Inhaltsverzeichnis
Doktorfische vergesellschaften, immer ein Risiko?
Doktorfische vergesellschaften- ein Problem?
Doktorfische zählen zu den beliebtesten Fischen in der Meerwasseraquaristik.
Sie befinden sich nahezu standardmäßig in fast jedem Meerwasseraquarium.
Anfangs werden häufig die bekanntesten Doktorfische wie z.B. der gelbe Doktorfisch (Zebrasoma flavescens) gekauft und in das Aquarium eingesetzt.
Nach einer gewissen Zeit soll dann der Fischbestand peu à peu ausgebaut und weitere Doktorfische in das Meerwasseraquarium eingesetzt werden.
Und genau an dieser Stelle beginnt oft ein Riesenproblem…
Denn der bereits im Aquarium vorhandene Doktorfisch hat das gesamte Aquarium zu seinem Revier erklärt und ist deshalb von dem Neuankömmling in der Regel wenig begeistert.
Kaum ist der neue Doktorfisch in das Aquarium eingesetzt, kommt der bereits im Aquarium lebende Doktorfisch auf den Neuankömmling zu und beginnt ihm zu drohen indem er ihn immer wieder von der Seite anschwimmt und ihn mit seinem in der Schwanzwurzel sitzenden Skalpell bedroht.

Skalpell bei einem gelben Doktorfisch
Meistens steigert sich die Situation so weit, dass der in „alte“ Doktorfisch den Neuen durch das komplette Becken jagt und ihm dabei massive Verletzungen zuführt.
Das Problem dabei ist, dass sich diese Treibjagd oft über Tage ziehen kann und der Neuankömmling nie zu Ruhe kommt, geschweige in Ruhe ausreichend fressen kann.
Da der bereits im Becken eingewöhnte Doktorfisch in der Regel gut im Futter steht und der Neuankömmling nicht ausreichend fressen kann bzw. darf, verschiebt sich das Kräfteverhältnis immer mehr und der neue Fisch wird von Tag zu Tag schwächer.
Dadurch enden solche Versuche der Vergesellschaftung von Doktorfischen für den Neuzugang leider oft tödlich…
Bei der Vergesellschaftung von Doktorfischen Probleme vermeiden
Diese Situation ist nicht nur für den Neuankömmling problematisch, sondern auch für den im Becken eingewöhnten Doktorfisch und den restlichen Fischbestand, da dadurch eine Menge Stress für alle entsteht.
…und Stress ist der Auslöser Nummer eins für Fischkrankheiten im Meerwasseraquarium.
Was kann man also tun, um solche Situationen zu vermeiden?
Die besten Erfahrungen haben wir damit gemacht, dass – wenn möglich – alle Doktorfische am Anfang zeitgleich eingesetzt werden.
In der Regel läuft die Eingewöhnung dann etwas entspannter und ruhiger ab.
Eine Garantie gibt es jedoch auch bei dieser Methode der Vergesellschaftung von Doktorfischen nicht.
Denn auch wenn mehrere Jungfische gleichzeitig in das Becken einziehen und diese die jeweilige Rangfolge immer wieder in Frage stellen, kommt es hin und wieder zu Revierkämpfen.
Wir haben schon erlebt, dass auch in sehr großen Aquarien mit 10.000 und mehr Litern und sehr vielen Versteckmöglichkeiten es unter den Doktorfischen – auch nach einer langen und friedlichen Zeit – immer wieder zu Revierkämpfen kommt.
Doktorfische vergesellschaften – kleinere oder größere Tiere
Eine weitere Möglichkeit die oft gut funktioniert ist, wenn der geplante Neuzugang wesentlich kleiner als der Altbestand ist, da er dann für diese keine ernsthafte Gefahr darstellt.
Wir haben auch schon deutlich größere Tiere nachgesetzt in der Hoffnung, dass der Altbestand dann genügend Respekt hat und den Neuankömmling dadurch in Ruhe lässt.
Wir durften feststellen, dass das nicht besonders gut funktioniert und keine Lösung darstellt.
In einem besonders drastischen Beispiel befand sich ein ca. 10 cm großer gelber Doktor und ein paar weitere Doktoren in ähnlicher Größe im Aquarium.
Diesen Bestand wollten wir um einen Rotmeerdoktorfisch erweitern, der mit ca. 20 cm doppelt so groß war wie die Anderen.
Kaum schwamm der Neue im Aquarium wurde er sofort vom deutlich kleineren gelben Doktorfisch bedroht und massiv attackiert.
Er jagte ihn durch das gesamte Aquarium und verletzte in dabei immer mehr.
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Dadurch dass das Aquarium sehr groß war und der Rotmeerdoktor permanent auf der Flucht war, konnten wir ihn auch leider nicht sofort fangen.
Je länger das Drama dauerte, umso mehr andere Doktoren schlossen sich an und attackierten den Neuen.
Um etwas Ruhe in das Becken zu bringen und den Altbestand abzulenken, haben wir sogar die Futtermenge drastisch erhöht.
Das führte jedoch leider nur zu kurzen Verschnaufpausen, da die Tiere so unter Strom standen, dass sie selbst am Futter nicht besonders interessiert waren.
Nach ein paar Tagen war der Rotmeerdoktor so erschöpft, dass wir ihn sogar einfach mit dem Kescher fangen konnten.
In einem separaten Becken ist es uns glücklicher Weise gelungen ihn wieder aufpäppeln.
Doktorfische vergesellschaften – mit Fischfalle
Eine weitere relativ gut funktionierende Methode ist das Eingewöhnen des Neuzugangs in einer Fischfalle.
Hierbei wird der neue Fisch zuerst ganz normal an das Aquarienwasser gewöhnt. Jedoch lässt man ihn dann nicht sofort im Aquarium schwimmen, sondern setzt ihn in einer Fischfalle an eine gutdurchströmte Stelle im Becken.
Wichtig dabei ist, dass in der Fischfalle eine ausreichende Strömung vorhanden ist, die die Sauerstoffversorgung für den Fisch gewährleistet.
Dadurch dass der Neuzugang anfangs in der Fischfalle sitzt, kann sich der Altbestand langsam an die neue Situation gewöhnen.
Hier kommt es manchmal sogar vor, dass der Neue durch die Falle bedroht wird. Im Laufe von ein paar Tagen kann dann meistens beobachtet werden, dass der Altbestand keinerlei Interesse mehr an dem Neuen hat.
Ab diesem Zeitpunkt kann der neue Aquarienbewohner in die Freiheit entlassen werden.
Jedoch kann auch bei dieser Methode leider keine Garantie für den Erfolg gegeben werden.
Wir haben schon erlebt, dass es nach Tagen der absoluten Ruhe doch noch zu Übergriffen kommen kann, die aber dann oftmals nur kurz andauern und dann aufhören.
Der Nachteil ist, dass diese Methode bei größeren Tieren nicht mehr funktioniert, da hier die Größe der Fischfalle nicht mehr ausreicht.

Doktorfische vergesellschaften mit einer Fischfalle
Die Vergesellschaftung von Doktorfische – Fazit
Wenn wir zum Schluss für uns ein Fazit ziehen, ist für uns die sicherste Art um Doktorfische nach zu setzen die Fischfalle.
Eine Garantie, dass es funktioniert kann leider für keine der Empfehlungen gegeben werden.
Grundsätzlich gilt aber, dass die Doktorfische nach der Größe des Aquariums ausgesucht werden müssen.
So sind z.B. viele Acanthurus-Arten die in Meerwasserbecken gehalten werden einfach zu groß für das durchschnittliche heimische Meerwasseraquarium.
Wenn für manche Meerwasseraquarianer ein 1000 Liter Becken als groß empfunden wird, bedeutet das trotzdem nicht, dass es z.B. für einen Acanthurus sohal annähernd ausreichend ist.
Durch den bald herrschenden Platzmangel steigt der Stress- und Aggressionspegel stark an.

Acanthurus sohal gehört zu den sehr aggressiven Doktorfischarten, besonders in zu kleinen Aquarien
Bei solchen ungünstigen Voraussetzungen ist die Gefahr des Nachsetzens noch viel höher als bei Tieren die in einem Becken leben in dem sie sich wohlfühlen.
Das gilt im Übrigen nicht nur für das Nachsetzen, sondern auch für die gesamte Situation im Meerwasseraquarium.
…denn je weniger Stress umso weniger bekommst man kranke Fische!
Noch eine kleine Anmerkung zum Schluss:
Das Problem bei Nachsetzen gibt es häufig auch bei anderen Fischarten wie Clownfischen, Kaisern und Zwergkaisern.
Wenn noch Fragen zu diesem oder einem anderen Thema auftauchen, können uns dieser gerne per Email an info@aquariumwest.de gestellt werden.
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Falls Fragen oder Themenwünsche bestehen, können Sie uns gerne eine Email an info@aquariumwest.de schreiben und wir versuchen in folgenden Beiträgen darauf einzugehen.
Viel Spaß mit dem Meerwasseraquarium wünscht das Team von Aquarium West und Aqua Cura der Profipflegemittelmarke für Meerwasseraquarien.
Ich hoffe Sie konnten wieder einige wichtige Informationen für sich gewinnen.
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