LPS Korallen, was ist alles zu beachten? Teil 1
Inhaltsverzeichnis
LPS Korallen – großpolypige Steinkorallen
Der Begriff LPS Korallen bedeutet „Large Polyp Scleractinia“ und steht für großpolypige Steinkorallen.
LPS Korallen zählen seit Jahren aufgrund ihrer attraktiven Optik und ihren meistens sehr geringen Haltungsansprüchen zu den beliebtesten Korallenarten in der Meerwasseraquaristik.
Aufbau von LPS Korallen
Die Basis von LPS Korallen bildet ein aus Kalziumkarbonat bestehendes, scharfes Kalkskelett das mit einem fleischigen Gewebe aus Polypen überzogen ist.
In der Mitte des Polypen befindet sich die Mundscheibe über die die Nahrung in das Innere der Koralle gelangt. Ebenso findet auch die Ausscheidung der verdauten Nahrung über die Mundscheibe statt.
LPS Korallen und Tentakeln/Kampftentakel
Auf dem Polypen befinden sich Tentakeln die mit giftigen Nesselzellen ausgestattet sind. Diese ermöglichen u.a. der Koralle zusätzliche Nahrung aus dem freien Wasser (z.B. Plankton, Mysis, Artemia) aufzunehmen.
Einige der LPS-Arten (z.B. Eupyhillia) verfügen über sogenannte Kampftentakel. Diese bis zu 15 cm langen Kampftentakeln können zu nah platzierte, benachbarte Korallenkolonien berühren und dabei so stark vernesseln, so dass diese an den entstandenen Gewebeschäden kaputt gehen.
Dieses Vorgehen dient der Koralle dazu, um weiteren Raum für ihr Wachstum/Ausbreitung zu erobern. Im umgekehrten Fall schützen Kampftentakeln die Korallenkolonie von anderen Korallen verdrängt bzw. überwachsen zu werden.
Bei Krustenanemonen, Xeniden, Scheibenanemonen ist diese Abwehrstrategie häufig nicht besonders erfolgreich, da diese sich deutlich schneller vermehren und wachsen. Deshalb muss darauf geachtet werden, dass die o.g. Arten nicht zu nah an großpolypige Steinkorallen heranwachsen bzw. überwachsen.
In der Regel lassen sich fremde Korallenpolypen nicht ohne größere Schäden von LPS entfernen. Das gleiche gilt es auch für sämtliche Schädlinge wie z.B. Feueranemonen, Glasrosen, Algen, Schmieralgen usw. zu beachten.
Ernährung von großpolypigen LPS Korallen
Im Inneren des Gewebes sind wie bei vielen anderen Korallenarten Zooxanthellen (einzellige Symbiosealgen) eingelagert. Die Zooxanthellen verleihen den Korallen nicht nur ihre bunten Farben, sondern versorgen sie außerdem mit Nahrung.
Bei der Fotosynthese der Zooxanthellen entsteht Traubenzucker der den Korallen als Nahrung dient.
Wie bereits oben beschrieben, sind die meisten Arten in der Lage, mit ihren Tentakeln Nahrungspartikel aus dem freien Wasser aufzunehmen. Im Aquarium können LPS Korallen zusätzlich mit Mysis und Artemia gefüttert werden.
Eine regelmäßige Fütterung ist nicht erforderlich, führt jedoch zu einem schnelleren Wachstum der Korallen.
In der Praxis hat sich hat sich die Fütterung mit einer Pinzette bewährt. Hierbei wird das Futter vorsichtig auf die Polypen gelegt. Dabei ist darauf zu achten, dass das empfindliche Korallen-
gewebe nicht beschädigt wird.
Hierbei kann es vorkommen, dass Fische und Garnelen versuchen, das verabreichte Futter aus der Koralle zu holen. Solche Situationen bedeuten für die Korallen einen enormen Stress, so dass sie sich zusammen ziehen.
Bei manchen Meerwasseraquarien ist aufgrund von zu starken Übergriffen der Fische und Garnelen auf eine zusätzliche Fütterung zu verzichten.
LPS Korallen und die Wasserqualität
Die meisten Arten sind eher pflegeleicht und stellen keine besonderen Ansprüche an das Aquarienwasser.
Folgende Wasserwerte sind optimal für die Haltung von LPS Korallen:
Temperatur 25 – 28 C°
pH-Wert 8,3
Alkanität (KH) 6 – 10 °
Calizum 380-420 mg/l
Magnesium 1200 mgl/l
Salzgehalt Dichte: 1,022-1,024 Leitwert: 51 – 53 mS/cm
Po4 0,05
No³ 5
Bei Überschreitungen der o.g. Nitrat-und Phosphatwerte kann es zu Schädigung durch Bohralgen kommen.
Die richtige Strömung
Im Meer leben LPS Korallen in strömungsarmen Zonen. Deshalb ist im Aquarium unbedingt darauf zu achten, dass die Strömung nicht zu stark und vor allem nicht direkt erfolgt.
Bei einer zu starken/direkten Strömung wird das Korallengewebe an das scharfkantige Korallenskelett gepresst und dabei häufig irreparabel beschädigt.
Die richtige Beleuchtung
Im Meer wachsen LPS häufig in Bereichen mit schwächerer bis mittelstarker Ausleuchtung. Im Meerwasseraquarium sollten sie deshalb in unteren bis mittleren Zonen angesiedelt werden.
Auf eine zu starke Beleuchtung bzw. auf zu schnelle, starke Veränderungen in der Beleuchtungsstärke reagieren LPS Korallen häufig mit einer Auflösung des Gewebes.
Kauf von großpolypigen Steinkorallen
Beim Kauf von großpolypigen Steinkorallen sollten sie immer darauf achten, da diese vollständig geöffnet sind und keine Gewebeschäden aufweisen. Sind bei einer Korallen nicht alle Polypen geöffnet, sollten Sie auf den Kauf verzichten.
Im Zweifelsfall bietet es sich an, die Koralle über mehrere Tage zu beobachten.
Auch auf den Kauf von Korallen mit Gewebeschäden sollte unbedingt verzichtet werden, da sich diese Korallen in der Regel nicht mehr erholen.
Ein weiteres Auswahlkriterium ist, dass sich keine Krustenanemonen, Xeniden, Scheibenanemonen, Feueranemonen, Glasrosen, Algen, Schmieralgen usw. auf der Koralle befinden dürfen.
Für den Transport ist es sinnvoll, dass eine entsprechend große Tüte verwendet wird, damit das empfindliche Korallengewebe nicht an der Innenseite der Tüte scheuern kann.
Idealerweise wird die Koralle am Kalkskelett mit Gummis an einen größeren, über die Korallen herausragenden, Styroporblock gebunden, so dass sie kopfüber in der Tüte schwimmt.
Hierdurch lassen sich Gewebeschäden durch scheuern vermeiden.
Um starke Temperaturänderungen zu vermeiden, wir idealerweise im Anschluss der Transportbeutel in eine Styroporbox gepackt oder zumindest mit Zeitungspapier umwickelt.
Eingewöhnung von LPS-Korallen im Aquarium
LPS Korallen reagieren häufig empfindlich auf plötzliche Milieuveränderungen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie eine entsprechende Anpassung der Koralle an die Wasserwerte in ihrem Aquarium vornehmen. Hierfür eignet sich, wie bei der Umgewöhnung von Fischen, besonders die Tröpfchenmethode.
Nehmen Sie hierzu einen Luftschlauch und lassen Wasser aus ihrem Aquarium tröpfchenweise in die Tüte in den Transportbeutel der Koralle laufen. Als Faustregel gilt ca. 1 Tropfen/Sekunde. Die Tropfenzahl können Sie bequem mit einer Schlauchklemme am Luftschlauch einstellen.
Nach 45 Minuten ist die Korallen entsprechend an das neue Milieu angepasst und kann vorsichtig am Kalkskelett (nicht am Gewebe) aus der Tüte entnommen und im Aquarium an ihren Standort eingesetzt werden.
Für den Fall, dass die Koralle im Händlerbecken an einer dunkleren Stelle platziert war, sollte der neue Standort entsprechend ausgewählt werden.
Platzierung im Aquarium
Neben den optimalen Wasserwerten hängt die erfolgreiche Pflege von großpolypigen Steinkorallen sehr stark von der richtigen Platzierung im Aquarium ab.
Bei Korallen die im Riffaufbau platziert werden ist es entscheidend, dass diese fest verkeilt sind und nicht herunterfallen können.
Durch das Herabfallen kommt es häufig zu starken, irreparablen Schäden am Korallengewebe. Abgestürzte Korallen müssen so schnell wie möglich, wieder in den Riffaufbau zurück gesetzt werden.
Besonders wenn Seeigel im Aquarium gehalten werden, muss auf einen stabilen Halt im Riffaufbau geachtet werden.
Häufig ist es dann sinnvoll die Korallen mit Korallenkleber bzw. Korallenzement zu befestigen. Beim Verkleben ist darauf zu achten, dass dabei kein Druck auf das Korallengewebe ausgeübt wird.
LPS Korallen sollten immer mit einem entsprechend großen „Sicherheits-Abstand „zu den benachbarten Korallen gesetzt werden.
Dadurch wird sichergestellt, dass die Kampftentaklen der LPS keine benachbarten Korallenkolonien vernesseln bzw. dass auch kein Angriff auf die LPS erfolgen kann.
Ebenso ist bei der Platzauswahl eine entsprechend große Fläche für ein weiteres Wachstum der Koralle zu berücksichtigen.
Auf die spezifischen Ansprüche wie Platzierung im Aquarium, Ansprüche an die Beleuchtung und die Strömung der einzelnen Arten gehe ich in der folgenden BLOG-Artikeln ein.
Gefahren durch Fische für LPS Korallen
Wie bereits im oberen Teil erwähnt, gibt es für LPS Korallen einige Gefahren (z. B. Vernesselung durch andere Korallen bzw. Glasrosen oder Feueranemonen, Algen) im Meerwasseraquarium.
Aber auch von bestimmten Fischarten geht eine permanente Gefahr für LPS Korallen aus. Deshalb muss bei der Fischauswahl darauf geachtet werden, dass diese mit LPS Korallen vergesellschaftet werden können.
Besondere Gefahren gehen von Kaiserfischen ( z. B. Pomacanthus imperator) , Zwergkaiserfischen (z. B. Centropyge loricula) und Falterfischen (z.B. Chaetodon kleinii ) aus.
Diese Fischarten ernähren sich von Korallenpolypen. Dadurch kann es vorkommen, dass diese Fische jahrelang die LPS Korallen im Meerwasseraquarium ignorieren und auf einmal beginnen diese an zu fressen.
Die dadurch entstandenen Schäden führen meistens zum Tod der Korallen.
Diesen Artikel gibt es auch zum hören als PODCAST.
Höre auch unseren PODCAST: Meerwasseraquariumpodcast mit Markus Mahl
PS:
Gerne stehen wir Ihnen als kompetenter Partner für individuellen, professionellen Aquariumbau, Tierbesatz und Aquariumwartung zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns für einen persönlichen Beratungstermin gerne telefonisch unter 089/88 96 90 67 00 oder senden Sie uns eine E-Mail an info@aquariumwest.de.
Wir freuen uns auf Sie!
Ihr
Markus Mahl
Geschäftsfüher
Aquarium West GmbH
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Sam willi
„…Die Zooxanthellen verleihen den Korallen nicht nur ihre bunten Farben,…“ Das stimmt so nicht. Die Zoox. bewirken eine braun-färbung