Die 9 wichtigsten Wasserwerte im Meerwasseraquarium (Teil1)
Inhaltsverzeichnis
Die 9 wichtigsten Wasserwerte im Meerwasseraquarium
Optimale Wasserwerte im Meerwasseraquarium
Neben einer funktionierenden Aquarientechnik ist einer der Haupterfolgsfaktoren für den erfolgreichen Betrieb eines Meerwasseraquariums die Zusammensetzung des Aquarienwassers. Um das auf den ersten Blick sehr komplexe Thema Wasserchemie zu vereinfachen starten wir im ersten Teil unserer Blogserie mit dem Stickstoffkreislauf im Meerwasser-Aquarium.
Im ersten Teil geht es um:
• Ammonium /Ammoniak
• Nitrit
• Nitrat
Ammonium / Ammoniak
Bei Ammonium (NH4+) handelt es sich um eine für Fische und nahezu unschädliche Stickstoffverbindung. Im Meerwasseraquarium werden Stickstoffe hauptsächlich über das Futter und die damit verbundenen Ausscheidungen durch die Fische eingebracht.
Problematisch wird es erst, wenn der pH-Wert über 7 steigt, denn dann verwandelt sich Ammonium (NH4+) zu dem für alle Aquarienbewohner giftigen Ammoniak (NH3 ). Da Ammonium (NH4+) und Ammoniak (NH3 )in einem Gleichgewicht zueinanderstehen, steigt der Ammoniakwert je höher der pH-Wert und die Temperatur ist.
Im Meerwasseraquarium ist es zu empfehlen, einen Ammoniakwert (NH3 ) kleiner als 0,05 mg/l zu erreichen. Darüber liegende Werte erreicht man in der Regel nur während der Einlaufphase des Aquariums zum Beispiel durch das Absterben von Schwämmen, Muscheln auf lebenden Steinen.
Bereits ab Ammoniakwerten von 0,07 mg/l kann es für alle Aquarienbewohner zu Schädigungen kommen. Ammoniak beeinträchtigt sehr stark die Atmung von Aquarienfischen und daher ist eine Ammoniakvergiftung häufig an der Schnellatmigkeit der Fische zu erkennen.
Bei einer Überschreitung der angegebenen Grenzwerte muss umgehend gehandelt werden. Hierfür bietet sich besonders die Filterung über Zeolith an, da dieses Ammonium (NH4+) bindet und dadurch der Ammoniakgehalt sinkt. Um ein schnelles Absinken des Ammoniakgehaltes zu erreichen, ist es erforderlich, dass das Zeolith sehr stark mit Aquarienwasser durchströmt wird.
Dies erreicht man am besten, wenn das Zeolith in einen geschlossenen Behälter gefüllt wird, damit das durchströmende Aquarienwasser gezwungen ist das Zeolithgestein zu durchlaufen.
Bei einem eingelaufenem Meerwasser- Aquarium wird Ammoniak/ Ammonium durch Bakterien (Nitrosomonas) in das etwas weniger giftige Nitrit (NO2−) umgewandelt.
Schnellübersicht Ammonium/Ammoniak
- Ammonium gelangt durch Fischfutter in das Aquarienwasser
- nahezu unschädliches Ammonium wandelt sich ab einem pH-Wert von 7 in giftiges Ammoniak um
- je höher der pH-Wert und die Temperatur, desto höher der Ammoniakgehalt
- optimaler Ammoniak-Wert im Meerwasser Aquarium: kleiner 0,05 mg/l
- Grenzwert: ab 0,07 mg/l kann es zu Schädigungen für alle Aquarienbewohner kommen
- bei Überschreitung des Grenzwertes: Filterung über Zeolith
Nitrit
Wie bereits im vorigen Absatz beschrieben wird Ammonium /Ammoniak durch Bakterien (Nitrosomonas) in das etwas weniger giftige Nitrit (NO2−) umgewandelt. Dieser Oxidationsprozess wird Nitrifikation genannt. Hohe Nitritbelastungen beeinträchtigen ebenso wie Ammoniak sehr stark die Atmung der Aquarienfische, da es den Sauerstofftransport im Blut behindert.
Im Meerwasseraquarium sollte der Nitritwert unter 0,01 mg /l liegen. Bei Nitritwerten ab 0,1 mg/l ist es dringend ratsam, einen Teilwasserwechsel durchzuführen und die Fütterung zu reduzieren.
In Meerwasseraquarien kommt es in der Regel, außer in der Einlaufphase, zu keinem Anstieg des Nitritwertes. Dies liegt daran, dass zum Zeitpunkt des Nitritpeaks (SKIZZE) nicht genügend Bakterien vorhanden sind, die Nitrit (NO2−) in das für Aquarienfische ungiftige Nitrat (NO3-) umwandeln.
Der Nitritpeak findet in der Einlaufphase des Meerwasseraquariums zwischen dem 7. und 14. Tag statt.
Eine der wenigen Möglichkeiten, dass es zu einem deutlichen Anstieg des Nitritwertes in einem eingefahrenen Meerwaseraquarium kommen kann, ist dass deutlich zu viel Futter in das Aquarium gegeben wurde oder die für die Umwandlung von Nitrit (NO2−) in Nitrat (NO3-) erforderlichen Bakterien durch einen voraus gegangenen Medikamenteneinsatz abgetötet wurden.
Schnellübersicht Nitrit
- Ammonium/Ammoniak durch Bakterien (u. a. Nitrosomas) in das etwas weniger giftige Nitrit umgewandelt (Nitrifikation) (NO2−)
- der Nitritwert sollte im Meerwasser-Aquarium unter 0,01 mg /l liegen
- bei Nitritwerten ab 0,1 mg/l, Teilwasserwechsel durchzuführen und Fütterung reduzieren
- Nitritpeak findet in der Einlaufphase des Meerwasseraquariums zwischen dem 7. und 14. Tag
- erhöhte Nitritwerte im eingelaufenen Meerwasseraquarium: zu hoher Futtereintrag ? Wurde ein Medikament verwendet?
Nitrat
Durch Bakterien der Gattung Nitrobacter wird das für Fische giftige Nitrit (NO2−) in das ungiftige Nitrat (NO3-) umgewandelt. Diese Umwandlung stellt die zweite Stufe der Nitrifaktion dar. Obwohl Nitrat für Fische ungiftig ist, sollte der Nitratwert im Meerwasseraquarium nicht über 5 mg / l liegen.
Der Grund dafür ist, dass Nitrat als Nahrungsgrundlage für Algen dient und häufig neben hohen Phosphatwerten die Hauptursache für unkontrollierten Algenwuchs darstellt. Ein weiterer Punkt ist, dass bei hohen Nitratwerten das Wachstum von kleinpolypigen Steinkorallen (SPS) stark gebremst wird und die Farbintensität nachlässt. Reine SPS – Becken werden häufig aus diesen Gründen mit einem Nitratwert unter 2 mg / l betrieben. Für Meerwasseraquarien mit einem gemischten Korallenbesatz (Weichkorallen, groß – und kleinpolypigen Steinkorallen ist ein Nitratwert von ca. 5 mg / l zu empfehlen.
In der Einlaufphase des Aquariums kann es durch das Absterben von Schwämmen, Muscheln usw. auf lebenden Steinen zu einer kurzzeitigen Erhöhung der Nitratwerte kommen.
Hohe Nitratwerte kommen häufig durch:
• zu starker Fischbesatz
• zu hohe Zugabe von Fischfutter
• zu wenige / zu geringe Teilwasserwechsel
• zu schwache Filterleistung
• zu geringe Eiweiß – Abschäumerleistung
• nitratbelastetes Leitungswasser
Stickstoffkreislauf im Meerwasseraquarium
Für den Fall, dass der Nitratwert den Sollwert von 5 mg / l übersteigt, stehen folgende Möglichkeiten zur Korrektur zur Verfügung:
Bei zu starken Fischbesatz/Zugabe von zu viel Fischfutter:
Idealerweise sollte der Fischbesatz reduziert werden, so dass sich die damit verbundene eingebrachte tägliche Futtermenge bzw. die Fischausscheidungen reduzieren. Sollte eine Reduzierung des Fischbesatzes nicht gewünscht bzw. möglich sein, kann der Nitratwert über regelmäßige (1 x Woche) größere Teilwasserwechsel (15 – 20 % des Gesamtvolumens) ausgeglichen werden.
Hierbei gilt es zu beachten, dass Lebendgestein über eine Pufferwirkung für Nitrat verfügt. Dies bedeutet, dass die Menge Nitrat die über den Wasserwechsel entzogen wurde, durch das Lebendgestein wieder an das Aquarienwasser abgegeben wird. Aus diesem Grund kann es zu einer deutlichen meßbaren Verzögerung bei der Reduzierung der Nitratwerte kommen.
Eine weitere Möglichkeit bei zu hohem Fischbesatz den Nitratgehalt zu senken besteht darin, die Aquarientechnik (Filtersystem und / oder Eiweißabschäumer) gegen leistungsfähigere Geräte auszutauschen.
Grundsätzlich sollte die tägliche Futtermenge dahin gehend überprüft werden, ob die verabreichte Menge wirklich erforderlich ist. Häufig liegt der Fehler in der Futterzugabe, dass die gesamte Futtermenge auf einmal in das Aquarium gegeben wird und ein großer Teil ungefressen von der Strömung bzw. vom Ablaufschacht erfasst werden.
Aus diesem Grund ist es ratsam, das Fischfutter in mehrere hintereinander folgende kleinere Portionen aufzuteilen und während der Fütterung die Strömung abzuschalten. Bei der Fütterung mit Frostfutter, sollte dieses vor dem Gebrauch mindestens eine Minute unter fließendem Leitungswasser durchgespült werden.
Zu schwache Filter bzw. Eiweiß -Abschäumerleistung:
Sind zu klein dimensionierte Filtesysteme und/oder Eiweiß-Abschäumer der Grund für einen unkontrollierten Nitratanstieg, müssen diese Systeme gegen leistungsfähigere ausgetauscht werden.
Zu schwache oder falsche Strömung:
Bei Aquarien bei denen die Strömung zu schwach bzw. die Anordnung der Strömungspumpen falsch ist, entstehen strömungsarme (tote) Zonen in denen sich Mulm und Futterreste ansammeln. Diese Ansammlungen führen dauerhaft zu einem spürbaren Anstieg des Nitratwertes.
Zu wenig/zu geringe Teilwasserwechsel:
Zu wenige bzw. zu geringe Teilwasserwechsel sind in der Praxis einer der häufigsten Gründe für Nitratprobleme. Im Lauf der Jahre hat sich gezeigt, dass bei durchschnittlichen Fischbesatz ein Teilwasserwechselintervall von 14 Tagen mit einem Volumen von 10 – 15 % der ideale Weg ist, den Nitratwert im optimalen Bereich zu halten.
Nitratbelastetes Leitungswasser:
Häufig ist jedoch das verfügbare Leitungswasser nicht für den direkten Einsatz in Meerwasser -Aquarien geeignet, da es zum Beispiel einen zu hohen Nitratgehalt (über 5 mg / l, häufig in ländlichen Regionen) aufweist. Um die daraus entstehenden Probleme im Vorfeld zu vermeiden, kann das Leitungswasser mit einer Umkehrosmoseanlage aufbereitet werden.
Nitratfilter (Denitrifikationsfilter):
Neben den oben genannten Möglichkeiten bietet der Aquaristikmarkt spezielle Nitratfilter (Denitrifikationsfilter) an. Eine ausführliche Beschreibung zu Nitratfiltern finden Sie in Kürze im zweiten Teil.
Schnellübersicht Nitrat:
- Nitrit wird durch Bakterien (Nitrobacter) in das ungiftige Nitrat umgewandelt (Nitrifikation Stufe II)
- der Nitratwert sollte im Meerwasser-Aquarium unter 5 mg /l liegen
- Verwendung leistungsstarker Filter und Eiweißabschäumer
- Ausreichende Strömung > Vermeidung strömungsarmer (toter) Zonen
- bei Überschreitung von 5 mg / l > Ursache suchen und beseitigen
- angepasster Fischbesatz
- 14 – tägiger Teilwasserwechsel (10 – 15%)
- Frostfutter vor Gebrauch mindestens eine Minute mit Leitungswasser spülen
- Nitratgehalt im Leitungswasser überprüfen> eventuell Verwendung Umkehrosmoseanlage
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Markus Mahl
Geschäftsfüher
Aquarium West GmbH
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